Mittwoch, 27. Juli 2011

Ananas, oh, Ananas

Geschrieben am 17. Juli 2011

Wie habt ihr die letzten vier Wochen verbracht? Sind sie auch bei euch so schnell vergangen wie bei uns? So weit entfernt, weiß ich nur annähernd was zu Hause so alles passiert... Freunde begrüßen ihre Neugeborenen Töchter in der Welt, unser Haus in Güldengossa bekommt Pläne umgebaut zu werden, es finden Theaterpremieren statt, es wird sich entschieden für ein Jahr nach Paris zu gehen, Schwester Resa triit ihre Dokterstelle an, Schwester Phia beendet das Theoriestudium der Medizin und fängt an in die Praxis zu gehen, Schwester Eli fliegt nach Argentinien... Wenn ich das hier so aufzähle, geschieht ganz schön viel, während ich nicht da bin. Vielleicht bin ich ein bisschen traurig darüber, dass ich viel verpasse. Aber eigentlich gibt es keinen Grund Trübsal zu blasen, denn auch hier in Australien passiert eine ganze Menge um mich herum und gerade jetzt, wo die letzten vier Wochen meiner Reise anbrechen, möchte ich alles noch einmal 100% aufsaugen und mit nach Hasue nehmen. Nicht nur die nächsten vier Wochen werden noch einmal sehr erlebnisreich sein, schon die vergangenen vier waren eine wahre Freude!
Wir liesen Townsville hinter uns, um uns den Norden-Osten des Landes anzuschauen. Wir fuhren an den (fast) nördlichsten Punkt an der Küste, an den man mit einem normalen Zweiradantrieb-Auto kommen kann(Cape Tribulation). Das ist der Punkt, wo der Regenwald auf das Great Barrier Reef trifft und somit Berg und Wald direkt ins Meer übergeht. Es war eine wilde und einsame Natur, und das düstere Wetter, verhangen und regnerisch, machte sie noch rauer, als sie eh schon war. Irgendwie passte jedoch das Wetter zum Ort und obwohl uns dadurch verwert wurde, am Strand zu entspannen, waren die langen Spaziergänge und Entdeckungstouren doch auch einfach wunderschön.
Nach einer Woche Erkundung des Nordens trat dann jedoch der Fall ein, auf den wir schon so lange hofften: wir bekamen eine Jobzusage! Eine Ananasfarm sagte uns zu und weil wir von überall nur gutes von ihr gehört hatten, freuten wir uns sehr. Als wir dann am Sonntag ankamen und niemand da war, waren wir ein bisschen verwirrt, aber am Telefon wurde uns gesagt, wir sollten einfach eine Stunde später wieder kommen. Und tatsächlich, beim zweiten mal war Steven, einer der Chefs, da. " Steht das mit dem Job noch und können wir hier arbeiten?" war unsere Frage. Seine Antwort: "Yep, to easy!" Wie sich herausstellte, ist hier bei Familie PACE alles relativ easy going! Als erstes wurde uns von unseren neuen Mitarbeitern erzählt, dass wir acht Stunden arbeiten und 2,5 Stunden Pause machen. das hieß zwar das wir einen langen Arbeitstag haben würden, aber so müssten wir zumindest nicht in der Mittagssonne arbeiten. Wir unterheilten uns also mit allen ein bisschen und es wurde schnell kalr, das wir mit dieser Farm wohl einen echten Glückstreffer gelandet hatten. Nicht nur die Arbeitszeiten waren gut, sondern auch alles andere hier war und ist einfach super. Wir bekamen völlige Arbeitsausstattung samt Schuhe und Augenschutz, die Unterkunft war quasi umsonst und die Küche war ausgestattet mit allem was ein Hausfrauenherz begehrt. Zu unserer Lieblingsmaschine wurde der Entsafter mit dem man unglaublich leckeren Ananassaft oder auch Pina Colada machen kann:)!
Montag fing dann die Arbeit an und auch wenn uns gleich unsere Hauptaufgabe für die nächsten Wochen erklärt wurde, und es nicht unbedingt die schönste ist, machte uns das Arbeiten Spaß. Wir mussten fast täglich Pflanzen aus der Erde ziehen um neue Felder bepflanzen zu können. Bei dieser Arbeit habe ich das erste mal in meinem Leben Armmuskeln bekommen (eigentlich fände ich das ja ganz schön, wenn Stefan mich nur jetzt nicht immer zwingen würde Liegestütze zu machen um sie zu behalten:)!). Im Laufe der ersten Woche stellte sich jedoch heraus, dass wir auch andere Arbeiten machen würden. Natürlich Ananas picken, aber auch Sprayen, Felder von Steinen befreien, Wassermelonen pflanzen und Gemüse ernten. So war unsere Woche mit viel Arbeit voll gepackt und wenn wir den Tag halb sechs beendeten, blieb meist nur Kraft für Dusche und Kochen. Umso schöner waren die Wochenenden, um mit den 11 anderen Backpackern Zeit zu verbringen und sich auszutauschen. Unsere "Wohngemeinschaft" wurde besonders kulturell aufgewertet durch 4 Esten. Ich brauchte zwar erst mal einen Tag um zu kapieren das Estonia Estland ist(wer mir jetzt sagen möchte, dass ich das doch ganz leicht vom Sprachstamm anleiten kann, der kann mir glauben dass ich nach einem Jahr Englisch reden, lesen, hören sicher anders im Deutschabitur abschneiden würde:)...), aber als wir dann auch geklärt hatten das Tallin ihre Hauptstadt ist konnten wir uns wichtigeren Punkten zuwenden und so feierten wir zu Beispiel am ersten Samstag zusammen die Mittsommernachtswende mit einem riesen Feuer im ausgetrockneten Flussbett. Leider war die Gruppe oft in Nationalitäten geteilt, was in meinen Augen wirklich schade für den kulturellen und internationalen Austausch ist, und so saßen nur wir und die Esten am Feuer. Dies brachte dann allerdings wieder den politischen Part herauf, denn Liina und Brit erzählten uns viel über die damalige russicher Unterdrückung...
Mit Liina wurden wir dicke Freunde - sie ist ein unglaublich aufgeschlossenes Mädchen udn hat uns mit ihrer fröhlichen und meiner sehr ähnlichen aufgedrehten Art viel Freude bereitet. Nicht nur die wöchentlichen gemeinsamen Fahrten in die Stadt um den Wocheneinkauf zu erledigen machten Spaß, sondern auch die vielen Back- und Kochaktionen oder aber die Wanderung zum Wasserfall der hinter unserer Farm lag erhellten unsere aller Wochenenden eine ganze Menge.
So vergingen die Wochen schnell - 5 Tage arbeiten, 2 Tage entspannen. Und schon war das Konto wieder voll und die Arbeit vorbei. Um unseren Abschied ein bisschen zu feiern, wollten wir in die Stadt ein wenig Feiern gehen. Ihr müsst wissen, dass "ein wenig feiern gehen" nicht so einfach ist in Australien. Die Dresscode-Regeln in jedem Club, jeder Bar und jedem Restaurant machen jedes Ausgehen zu einem wahren Akt der Selbstzelebrierung, wobei man sich dann in der Stadt selber fühlt als würde man im Schlafanzug rum laufen, denn den Australierinnen ist kein Kleid zu teuer, zu kurz oder zu Blinki-oder-was-weiß-ich, um mal auf ein Getränk auszugehen. Das hätte eigentlich schon zeigen müssen, dass der Abend vielleicht ein Reinfall sein würde, aber wer kann denn schon wissen, dass die DJ´s in all den Bars wirklich so schlecht sind wir am letzten Samstag und wer kann schon wissen, dass all dieser verrückten Frauen, genau auf diese DJ´s abfahren. Nun ja, dass wir auch mit unseren "einfachen", schönen Klamotten in den Club gekommen sind, zeigt zumindest, dass die Türsteher noch ein wenig Geschmack haben. Und wenn man von der Tanzerei absieht, war es ein gelungener Abend um die schöne Arbeitszeit mit ein paar der Kollegen und neuen Freunden zu begiesen. Stefan wird fast alle wieder sehen, denn wenn er das Auto verkauft und mich nach Hause entfliehen lassen hat, draf er wieder zurück kommen und weiter arbeiten. Immerhin kann er inzwischen Gabelstabler, Bagger und alle möglichen Arten von Traktoren fahren!
So beginnt nun der letzte Teil unserer gemeinsamen Reise! Mit gefüllten Taschen und schon gebuchten Inselurlauben machen wir uns auf den Weg nach Brisbane. Wir werden das Great Barrier Reef mit unseren Schnorcheln erkunden und das warme Wetter, das freie Leben, und die gemeinsame Zeit noch einmal vollkommen genießen, bis ich in vier Wochen in den Flieger nach Hause steige. Wir sind überzeugt, dass die 30 Tage ein gelungener Abschluss unsere Zeit in Australien sein werden und sind immer wieder glücklich, wie viel Glück man haben kann im Leben.
Mit wem wir die ersten Tage unserer Urlaubszeit gestartet haben, erfahrt in im nächsten Eintrag. Ich kann euch nur jetzt schon verraten, dass schon nur die letzten beiden Tage, eine wahre Freude waren. Stefan schläft schon neben mir, ich kuschel mich lieber schnell zu ihm. Nach 10 Monaten Australien wirken die paar Wochen bis zus Abflug für uns wie ein Augenzwinkern.... Allerliebste Grüße nach Hause, eure zwei Ananaspicker